Kandidaten von acht Parteien an einem Tisch, und das in der heißen Phase des Bundestagswahlkampfs: kann das gut gehen? Es kann, wie die Veranstaltung „Politisches Speeddating“ des Diözesankomitees am 13.09.2017 im Kolpinghaus Regensburg bewies. „Früher gab es vor den Wahlen einen Hirtenbrief des Bischofs, und man wusste, wen man wählen soll“, sagte die Vorsitzende des Diözesankomitees Karin Schlecht mit einem Augenzwinkern zu den Zuhörern im gut gefüllten Kolpingsaal. Mit dem „Politischen Speeddating“ wolle man einen Beitrag zur Meinungsbildung liefern, damit die Wählerinnen und Wähler leichter eine Entscheidung treffen können.
Das Diözesankomitee hat dabei sechs Themen – zusammengefasst in drei Themenblöcken - ausgewählt, die ihm besonders wichtig oder unterrepräsentiert erschienen. Bereits im Vorfeld wurden die Parteien um Stellungnahmen zu diesen Themen gebeten, die um die Meinung des Diözesankomitees, die von einer Arbeitsgruppe erstellt wurde, ergänzt und im Internet veröffentlicht wurden.
Der Vorbereitungsgruppe war wichtig, ein möglichst breites politisches Spektrum abzudecken und auch kleinere Parteien miteinzubeziehen. Für die CSU nahm Peter Aumer, für die SPD Dr. Tobias Hammerl teil. Die FDP vertrat Ulrich Lechte, die Grünen Stefan Schmidt. Für die Linken sprach Irmgard Freihoffer, für die Freien Wähler Tobias Gotthardt, für die ÖDP Cornelius Herb und für die AfD Stephan Protschka.
Jeder Kandidat hatte für jeden Themenblock 2 Minuten Zeit,
Stellung zu nehmen. Mit Hilfe einer großen Sanduhr hatte Moderator Michael Eibl die Zeit immer gut im Blick. Im ersten Themenblock wurden die Themen Zukunft von Ehe und Familie, Generationenvertrag und Rentengerechtigkeit behandelt. Der zweite Block befasste sich mit dem Lebensrecht am Lebensanfang und Lebensende. Der dritte Abschnitt beschäftigte sich mit dem Thema Flüchtlinge und Verteilungsgerechtigkeit. Nach jedem Themenblock konnte sich auch das Publikum mit Fragen einbringen.
Bei den einzelnen Themen kristallisierte sich in manchen Bereichen eine große Übereinstimmung heraus. Beispielsweise haben alle Parteien die Familie als wichtig erachtet, aber unterschiedliche Auffassungen, was eine Familie ist oder wie Familien geholfen werden kann. Auch beim Thema Lebensrecht wurden die unterschiedlichen Positionen deutlich gemacht. In der dritten Runde beschäftigte man sich mit dem Thema Asyl und Flüchtlinge. Gleichzeitig wurden auch die Fluchtursachen behandelt und intensiv diskutiert. Dazu passte auch die Debatte über die Leitkultur, bei der die unterschiedlichen Ansichten dazu deutlich wurden.
Mit der Konzentration auf wenige Themen und der Beschränkung auf knappe
Stellungnahmen hat das Diözesankomitee einen guten Beitrag zu politischen Diskussion geleistet.
Regensburg, 14.09.2017
Manfred Fürnrohr
Geschäftsführer Diözesane Räte
Bericht vom Politischen Speeddating im Regionalfernsehen TVA
Positionen des Diözesankomitees (erstellt von der Vorbereitungsgruppe Bundestagswahl):
Zukunft von Ehe und Familie/Generationenvertrag und Rentengerechtigkeit:
Die gültige Ehe ist ein gottgewollter Bund zwischen Mann und Frau, der durch das gegenseitige Versprechen von Liebe und Treue bis zum Tod und von Offenheit und Sorge für Kinder zustande kommt. In der Schöpfungsordnung ist sie durch leiblich seelisch geistige Zuordnung von Mann und Frau begründet, für uns Katholiken ist sie auch Sakrament. Die Familie als Keimzelle der Gesellschaft verdient große Wertschätzung und Unterstützung in jedweder Hinsicht. Christen grenzen Paare, die dem Ideal nicht gerecht werden, nicht aus. Sie bieten vielfältige pastorale Hilfen an und achten gleichgeschlechtliche Paare, die füreinander Verantwortung übernehmen; als Ehepaare werden sie jedoch nicht verstanden. |
Auf Leben und Tod: Lebensrecht am Lebensanfang und Lebensende: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Flüchtlinge: Ursachenbekämpfung, Integration: Echte, gelebte Willkommenskultur, statt Abwehrpolitik:
Konfliktprävention/Bekämpfung der Fluchtursachen vor Ort:
Kontrolle und strenge Regelungen des internationalen Waffenhandels Verteilungsgerechtigkeit/Verantwortung für die Güter dieser Welt: Die Aufforderung der Genesis 1,28 „Macht euch die Erde untertan“ deuten wir heute nicht als Freibrief zum Raubbau, sondern verstehen dies als Sorge für die Schöpfung. Arbeitsmodelle und Lohngerechtigkeit: Arbeit 4.0 mit steigender Arbeitsverdichtung, Verunsicherung für die Beschäftigten, Wochenarbeitszeitverkürzung mit ständiger Erreichbarkeit: das sind Stichworte aus der heutigen Arbeitswelt. Dabei gilt es heute, den Mensch wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Forderungen:
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